Bergblatt

Das Bergblatt

Heute aus Oberstdorf

18. Juli 2025

Es ist angenehm warm hier, in den Bergen. Wolkenfelder ziehen hinüber, und die Sonne bricht von Zeit zu Zeit durch die Wolken. Ab und zu gesellt sich die Regentrude dazu, um dem Leben ein vollständiges Bild zu verleihen. Man freut sich über den Niederschlag, denn die Hitze- und Trockenzeit war unangenehm lang.

Die Berge reihen sich hier majestätisch aneinander. Sie sind eng ineinander geschachtelt, so als wollten sie sich gerne dem Besucher vorstellen. Ab und zu segelt ein Drachenflieger aus den Bergen, um dann sanft auf der großen Wiese zu landen. Zwei Kirchen hat man im Dorf gelassen, die protestantische läutet immer etwas früher als die katholische. Vielleicht will man nur auf sich aufmerksam machen, denn die Besucherzahl der Kirchen scheint nicht gerade berauschend zu sein.

Wanderer und noch mehr Wanderer sind zu sehen, hier in diesem Bergdorf. Sie haben ihre Rucksäcke fest auf dem Rücken geschnürt, die Wanderstücke in die Luft ragend, wohl mit der Bedeutung, dass es hoch hinaus gehen soll. Mit sicherem Schritt gehen sie durch Täler und Berge, bis sie einen Gasthof auf halber Berghöhe entdecken. Von Zeit zu Zeit sieht man auch eine Seilbahn, die den Aufstieg etwas erleichtern soll. Nach der Heimkehr kommt man noch am Kneippwasser vorbei – das eiskalte Wasser kühlt nicht nur die Beine, sondern auch den Kopf.

Im Ort herrscht weitgehend Ruhe, bis man sich zum Abendessen beim Wilden Männle einfindet. Dort spielen dann Musikanten im munteren Takt, bayrische Polkamusik steht wie jeden Abend auf dem Programm. Wenn man Glück hat, dann bleiben die Akkordeonspieler am Tische stehen und laden zum Spirituosenteilen ein. Die wilden Männle kommen alle fünf Jahre zusammen, um ihren keltischen Tanz zu zeigen. Dann tanzen sie im Kreis und in Pyramiden. Im Internet wird dieser älteste Tanz aber nicht zu finden sein.

Die Speisen sind immer noch bajuwarisch: Schweinsbraten, Krautsalat und natürlich Knödel. Die „Stärkeren“ trinken ein dunkleres Bier dazu, andere bleiben beim Hellen. Dass Allgäuer Kässpatzen ähnlich dem schwäbischem Käsespätzle sind, wird hier keinem verraten. Wenn man sich aber erkundigt, bekommt man das Hausrezept im Einzelnen beschrieben.

Die Geschäfte haben wenig Zulauf, da man hier aufs Laufen und nicht aufs Kaufen bedacht ist. Nur die Kässtube bekommet Gäste, die davon gehört haben, dass der heimische Käse zu empfehlen ist. Nur, wie kann man ihn bestellen? „Was für Käse haben sie? Ist er mild oder scharf? Welchen heimischen Käse gibt es?“ Die Verkäuferin wird ungeduldig. „Mögen Sie überhaupt Käse?“ fragt sie schließlich, um sich zu vergewissern, dass man nicht ihre kostbare Zeit verschwendet. Dann möchte sie nur noch wissen, ob der Käse vakuumiert werden soll. „Wie bitte?“ „Vakuumiert“, wiederholt sie etwas grimmig.

Der ältere Herr an der Theke beobachtet genau, wer hier aus- und eingeht. Platz machen sollen sie, damit die Gäste durchkommen können. Er beobachtet genau und sieht, wie ein Gast versucht ihre Brille zu säubern. In Blitzeseile kommt er dazu und bringt ein Papiertuch. „Kenne ich“, sagt der dann, „meine Brille ist auch immer schmutzig“. Die Eisverkäuferin erklärt gleich ihre ganze Lebensgeschichte. Aus Italien kommend, verkauft sie nur sechs Monate lang ihr Eis. Da sie den Rest des Jahres mit dem Gehalt auskommen muss, verbringt sie ihn dann in Thailand.

Manche Wanderer bereiten sich auf die große Alpenüberquerung vor, wenngleich Elefanten, wie einst zu Hannibals Zeiten, schwer zu finden sein dürften. Konditionstraining und Krafttraining ist angesagt. Kniebeugen, Ellbogenstützen und Bodenpaddeln gehören dazu. In der letzten Woche darf man sich ausruhen, um dann mit voller Kraft die Berge zu erstürmen. Hannibal hatte es schon schwieriger, den richtigen Weg über die Alpen zu finden, aber letztlich hat er es mit seinen Elefanten und seinen Truppen geschafft. Noch heute suchen Forscher den genauen Weg, den er über die Alpen genommen hat. Dies lässt sich gut mit einem Bakterientest in der Tiefe des Bodens nachweisen, denn Elefanten hinterlassen deutliche Spuren.

Es ist ein ruhiger Ort, ein Ort für Wandernde, hier in den Bergen, wo die Wolken irgendwie näher erscheinen, wo Musikanten noch Heimatmusik pflegen, und wo die Einheimischen nur dann ihren Bergkäse verkaufen, wenn man weiß, wie man danach fragt.

Präriepost

19. Januar, 2025

Heut ist ein guter Tag. Keine Wolke am Himmel, die Temperaturen sind bei gefühlten Minus 30 Grad; niemand kommt hier auf den Gedanken, einen gemütlichen Spaziergang abzuhalten. Es weht ein rauer Wind, aber der zieht schnell in Richtung Osten. Am Abend lassen sich sechs Planeten gleichzeitig sehen. Venus und Saturn im Südwesten; direkt daneben Neptun und gegenüber Mars im Osten und Jupiter und Uranus im Südosten des Horizonts. Die Planeten sind aufgereiht, als wenn sie etwas heller und direkter auf unseren Erdball schauen wollten.

Die Studierenden finden ihren Weg zurück in ihre Studentenbuden, obwohl noch nicht durchsichtig ist, ob unsere internationalen Stars alle aus ihren Ländern zurückkehren dürfen. Man hat vorgewarnt, dass sie zu Beginn des Semesters vor Ort sein müssen. Manche Studierenden igeln sich schnell in ihren Wohnheimen ein und haben begonnen, sich in ein neues Semester einzulesen. Die Kälte lässt sie ihre Heizungen aufdrehen, ihre Decken über die Schultern werfen, und sie werden einen heißen Kakao trinken. Heut is ein guter Tag.

Die Bewohner im Dorf kümmern sich nicht um die Kälte, sie gehen zur Dorfschänke, sich mit anderen zu treffen, um die letzten Neuigkeiten aus der Hauptstadt zu erfahren: „Hast du schon gehört“, fragen sie dann, „der Antrag, nicht Haifische anfassen zu dürfen, wurde im Repräsentantenhaus abgelehnt“. Haifische sind nicht gerade Stammbewohner in der Prärie. Und doch hielt es ein Abgeordneter für notwendig, die wenig beliebten Meerestiere zu schützen. „Ein zweiter Antrag“, erzählen sie weiter, „ ein zweiter Antrag, einige Gebiete vom anderen Staat im Norden abzukaufen, wird noch von den Abgeordneten diskutiert“. Heut ist ein guter Tag, denn ernsthafte Änderungen wird es wohl in der Prärie so schnell nicht geben.

„Hast du schon gehört“, fragen sie auch, „heute ist Popcorn Tag”. Sie werden es feiern, denn im Nachbarort meinen sie, sie seien in der Popcorn Hauptstadt der Welt. Das Kino in der Prärie lädt auf jeden Fall schon einmal durch seinen Popcorn Geruch ein, und sie werden sich wohl Captain America anschauen, um sich die Zeit zu vertreiben.

Heut ist ein guter Tag, denn Eltern fahren mit ihren Kindern zu Schwimmwettbewerben, und die Jüngsten können ihre unverbrauchten Kräfte in Überwasserenergie umsetzen. Omas und Opas in der Prärie verfolgen die Anstrengungen der nächsten Generation mittlerweile weit weg vom Monitor. Als wären sie in der Schwimmhalle, springen sie dann auf und jubeln, wenn die Enkelin mit letzter Kraft am Schwimmbeckenrand anschlägt.

Die Musiker hier, in der Prärie, treffen sich zum ersten Mal in diesem Jahr. Sie werden sich einspielen, um mit seiner 4. Symphonie an Robert Schumann zu erinnern. Oder war es vielleicht erst seine 2. Symphonie? Jedenfalls weiß man, dass er sie zum Geburtstag seiner Frau Clara Schumann komponiert hat. Alles Gute zum zweihundert fünften Geburtstag!

Die Universitätsmannschaften sorgen für überraschend große Euphorie. Die eine Mannschaft hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, die andere Mannschaft zählt mittlerweile auch zu den Besten im Land. Hier, in der Prärie, trifft man eher auf Skepsis, denn Erfolg erträgt man nur mit Vorsicht. Sie erinnern sich: „Hochmut kommt vor dem Fall“, sagen sie dann, mit klarem Verweis auf das „gute Buch“. Und trotzdem, wenn es im Sport eine Gewinnphase gibt, dann ist es ein guter Tag, hier, in der Prärie, wo die Menschen sich vor der Kälte verstecken, wo man an das Gute glaubt, auch wenn das Böse vor der Tür steht, und wo das neue Jahr noch keine großen Änderungen bewirkt hat – heut ist ein guter Tag.

Präriepost

December 11, 2022

Today from Bangkok

It is hot here, in this country of wellness, of tourism, and of retirement incentives. The sun is veiling behind an endless haze, and at night the temperatures don’t glide lower than 28 C. Summertime in December.

A few Japanese passengers had boarded the plane to visit relatives. They insist on speaking Japanese with their plane neighbor. When to arrive, is it 20:00? But no, no, this can’t be – think “juu roku,” 16 o’clock it is, much earlier, much sooner. The traveler gently strokes her stomach, “baby, baby,” she delights in sharing. Oh yes, “omedetou, omedetou,” something appropriate to respond to and easy to remember. “You speak Japanese?”  “Iee, iee, chotto, chotto…” The temperature climbs with the plane moving, the expecting mother constantly using her fan – “atsui desu, atsui desu” indeed.

They promised to be at the airport to shuttle arriving scholars to the hotel – “Whatsapp when you arrive!” “Whatsapp – we will pick you up.” But where are they, the terminal is large, and nobody to be seen with the expected sign. Meeting point, yes, off to the meeting point. An hour later, the driver arrives with a smile.

After checking in to the hotel and taking the elevator up, the music comes on, “When I was young, I’d listen to the radio….” Taking the elevator down, the radio comes on, “When I was young, I’d listen to the radio….” We never get to the sha-la-la-la.

A light meal, where to find a light meal? The first hotel restaurant, closed, the second hotel restaurant, closed, time to find something outside. Food stalls, food stalls, and more food stalls – Indian style, caution is warranted. Then this nice little coffee shop – a simple meal, an order, eat, then pay – in exactly this sequence. Don’t they take credit cards? Not a problem, they smile, over there, the money machine, outside, cash a few Bangkok Baht, and back to the restaurant. The meal comes to about $1.50, but there is no change for what is equivalent to a $20.00 bill. Communication gets more difficult, but there is always GOOGLE translate, “Come back tomorrow to pay,” she types with a smile, “I will have change then.” Such entrusting people here in this city. Back up to the elevator, the music comes on, “When I was young, I’d listen to the radio….” We never get to the sha-la-la-la.

The next day is once again payback time – but there is still no change. Only for small amounts. Not a problem; there are other places to eat, such as the delightful noodle place around the corner. Order, eat, pay – in exactly this sequence. Only the cook does not have enough change. He smiles and disappears for a while, then comes back with change. Off to the coffee corner with confidence. Finally, paying up what is owed.

Time to celebrate with coffee and cake. The cake looks delicious, but instead of coffee, they bring hot water. “Coffee… coffee, please?” Not a problem, she nods with a smile and brings coffee overlaid with ice, ice one should be cautious about in this country. Oh well, here is still the hot water, there is cake, and there is a smile. Back up the elevator, the music comes on, “When I was young, I’d listen to the radio….” We never get to the sha-la-la-la.

There is a beautiful swimming pool visible from the hotel window. The water shimmers and invites for a jump on this hot day – but there is never anybody at or in the pool. Could it be a trap? Would the water suck you up, swirl you around and push you to the floor? Who knows? Nobody dares to try. Better take the elevator, “When I was young, I’d listen to the radio…” we only get this far, Carpenters.

Time for the conference – by invitation only. It is the chairperson’s event, the former politician, representative, delegate from Thailand – his mission is nation building, nation building via wellness. It is not the blue zone; it’s the “golden zone” in Thailand. They discuss wellness, they discuss the microbiome, and they discuss centenarians. A young moderator sits patiently on the podium, her skirt barely covering her knees – oh no, she can’t show her knees, quickly comes a helper rushing a blanket that will cover her knees.

Then come the dignitaries: The current foreign secretary from South Korea, the Minister of Social Development and Human Security, an assistant director from the WHO, the former Minister of the Ministry of Public Health, the Deputy Director-General of the Department of Health, they soon join in to talk about wellness – after all, they all are the chairman’s personal friends. Scholars come from San Diego, Sweden, Italy, Singapore, India, and Iowa. They hear about the possible, the probable, and the preferable.

They emphasize prevention here, not just curing a disease; they emphasize whole-person wellness, not just disorders. Walking barefoot outside in the morning to absorb the earth’s minerals, breathing the fresh morning air, maximum oxygen released from the trees. Moderation, so spoke Buddha, everything in moderation. The Mediterranean diet, metformin, and sleep, eight hours of sleep each night.

The conference ends, but the chairperson, representative, Harvard and Oxford graduate invites for a final luncheon. It’s down the elevator once more, and the music comes on, “When I was young, I’d listen to the radio….” Everybody is singing along by now. But they never make it to the sha-la-la-la.

The chairman is late because the former prime Minister had suddenly been hospitalized, an emergency, and the chairman had to pay a visit first. But now he wants to know more about his guests from far away. He complains that his phone only holds 30,000 addresses – he needed a second cell phone. Contact him via WhatsApp, his number written on the napkin,

This is a town of contrasts, where traffic jams are standard, where the people smile and talk about wellness, here, in this golden zone of self-prescribed healthiness and happiness.

Präriepost

19. März 2022

Diesmal aus Sanibel

Es ist angenehm heiß hier, auf dieser Insel, keine Wolke zeigt sich am Horizont. Ein leichter Wind bewegt die Palmenblätter ein wenig, und ein gelber Schmetterling hebt sich sanft durch die Lüfte. Die fast tropischen Temperaturen verlangsamen menschliche Bewegungen, hier läuft niemand im überhasteten Takt einer Großstadt.

Es ist die Insel der älteren Semester, nur hier und da sieht man ein Kind am Strand spielen. Sie sind die kleinen Wasserläufer, die es den Strandläufern nachmachen mit ihren kleinen, schnellen Beinen. Sie bauen Sandburgen mit den Großen, die sich in ihre Kindheit zurückgeworfen fühlen. Das Meerwasser ist sehr warm, es lädt zu einer Erfrischung ein, und die Kleinen fangen hier und da etwas Seetang ein.

Dort drüben hat sich eine Neurologin ein Haikostüm übergezogen, sie muss unbedingt ein Foto mit ihrem Partner haben; es macht ihr aber nichts aus, der jüngsten Generation einen Schrecken einzujagen. Haie am Strand? Dann eher die echte Seekuh, die besonnen durch die Wässer zieht und von den Strandwanderern bewundert wird. Währenddessen unterhalten sich die Männer nebenan nur über die Footballmannschaften, die ihnen am Herzen liegen. Ohio State? Lieber nicht. Kansas City Chiefs? Etwas Respekt ist angesagt.

Es ist auch die Zeit der Loggerheadschildkröten, die jetzt abends wieder an den Strand kommen, um im Gestrüpp ihre Eier zu verstecken. Nur das Licht in den Siedlungen verwirrt, denn die kleinen Nachkömmlinge richten sich nach dem Mondschein, um den Weg in das große Wasser zu finden. Deshalb sind alle Besucher angehalten, in der Dunkelheit die Fensterläden zuzuziehen. Wenn sich dann die Leguane zurückhalten sollten, haben die Schildkröten vielleicht eine Chance.

Die Alligatoren bewegen sich auch kaum in dieser Hitze. Sie verstecken sich unter kleinen Brücken, oder unter den Mangrovenbäumen. Vielleicht warten sie auch nur darauf, dass kleine Kinder sich über das Wasser beugen, um sie zu streicheln.

Die Orangen schmecken ungewöhnlich bitter hier, im Land der Apfelsinen. Irgendwie scheint etwas nicht zu stimmen, denn auch die Bäume sind nur noch spärlich mit Blättern versehen. „Citrus Greening“, sagen sie dann, schlimmer hätte es nicht kommen können. Der asiatische Citrus psyllid hat schon mehr als ein drei Viertel der Orangenernte zerstört, es gibt kein Gegenmittel, und es kann noch viel schlimmer kommen. Umso besser sehen die Mangobäume aus; die Einheimischen sind überrascht, dass die nordländischen Besucher diese Früchte nicht besonders gut kennen.

Dantes Köche stören sich nicht an den Ernteproblemen, sie legen allerhöchstens Ananas auf ihre Pizzen. Gekonnt schleudern sie den Teig in die Luft, und die Kinder schauen mit offenem Mund und staunenden Blicken zu. „Die beste Pizza auf der Insel“, schwärmen die Einheimischen. Im Fischrestaurant gibt es dann weißen Zackenbarsch, gegrillt oder paniert. Nur wenige Besucher wagen sich jedoch in die COVID-geplagten Wirtschaften, aber wenn möglich, wird draußen serviert.

Es ist immer noch ein paradiesischer Zufluchtsort, man kann bei jedem Wetter durchatmen und froher Gesinnung sein, hier, wo die Menschen etwas langsamer treten, wo die Apfelsinen zurzeit bitter schmecken und wo die Schildkröten langsam über die Strände ziehen, um ihre Nachkommenschaft zu sichern.

Präriepost

15. November, 2020

Herbsttage – spät im Jahr steigen die Temperaturen nur noch selten, um sich gegen den ankommenden Winter stemmen zu können. Der Wind fegt durch die Bäume und lässt kaum noch ein Blatt an ihren Ästen. Die Wolken hoch oben ziehen schnell von Süden nach Norden, als wollten sie dort mit dichtem Schnee beladen werden. Die Bewohner im Dorf haben ihre Rechen aus dem Geräteschuppen geholt, um die letzten Blätter zusammenzufegen, damit die Kinder in den großen, bunten Blätterberg springen können. Die ältere Generation macht es sich einfacher, indem sie mit dem Rasenmäher über das Blätterwerk fahren oder ihren Laubbläser anwerfen.

Nun sieht man noch besser, was der Derecho vor wenigen Wochen angerichtet hat. Ganze Bäume liegen umgefallen in den Waldstücken, manch starke Äste hängen verdreht von den Hauptstämmen herunter. Wochen hat es gedauert bis die gefallenen Bäume und Äste von den Gärten wegeräumt wurden. Und die Dorfbewohner zucken nur mit den Achseln, „Was soll man anderes machen“, sagen sie, „was weg muss, muss weg.“

Nur die Tierwelt scheint unbeindruckt von den Ereignissen der Saison. Ein Biber hat sich im Dorfsee eingefunden; vielleicht hat er die vielen umgefallenen Bäume als Ansporn gesehen, noch den einen oder anderen Baum zusätzlich abzunagen. Die Rehe halten sich geschützt im Hintergrund, denn sie wissen wohl, dass sich die Jäger alljährlich zum Jagdhornblasen zusammenfinden. Die Zugvögel schwirren an manchen Tagen hastig durch die Gegend, und auch ein Fuchs gesellt sich mittlerweile wieder zur fröhlichen Tierwelt.

Es ist ein ungewöhnliches Jahr, hier wie auch sonstwo. Sie verstecken sich in ihren Häusern, um dem Coronavirus aus dem Weg zu gehen. Schon hatte man geglaubt, dass die Krise überwunden sei, aber jetzt zucken die Dorfbewohner nur mit den Achseln. „Es kommt, wie es kommt“, sagen sie dann. Die Zeit, in der sich Nachbarn in den Hintergärten oder im nahegelegenem Park mit Freunden und Bekannten getroffen haben, ist vorbei – es ist unangenehm kühl geworden.

Auch wollen sie nicht mehr über politische Ereignisse sprechen. Die Entscheidung ist gefallen, es gibt einen Wechsel an der politischen Spitze. Sie atmen einmal tief durch und manche Dorfbewohner zucken nur mit den Achseln, andere jubeln vor dem Bildschirm. „Endlich Normalität in der Welt“, denken sie dann. Da scheint es wichtiger, auf die Dorfmannschaft zu schauen. Nach anfänglichen Schwiergkeiten haben die Footballspieler wohl ihren Rhythmus gefunden. Und auch der Coach hat sich wieder mit den Professoren versöhnt, nachdem er seine Drohung nicht wahrmachen konnte, den gesammten Kulturbetrieb einzustellen, da im ersten Footballspiel ja auch keine Zuschauer zugelassen wurden. Jetzt dürfen die Anhänger wieder ins Stadium, um sich dort mit dem Football und dem Virus auseinanderzusetzen, und auch das Theater wird wieder aufgeschlossen werden.

Der Campus scheint verlassen zu sein – nur wenige Professoren treffen sich noch mit ihren Studenten in den Seminarräumen; alles hat sich in den Cyberraum verzogen. Dort werden die Vorlesungen auf Video abgespeichert, und Studenten diskutieren online in ihren Diskussionsgruppen. Die Administration publiziert die jeweiligen Fallzahlen; nur acht Professoren sind bis jetzt betroffen, einige hundert Studenten befinden sich in Isolation oder Quarantäne. Die Professoren zucken nur mit den Achseln und sagen, „Durchhalten, durchhalten… die letzte Semesterwoche ist angebrochen.“

Es sind ungewöhnliche Zeiten, keiner weiß zu sagen, wie lange es noch so weitergehen wird. Sie zucken die Achseln, hier in der Prärie, wo der Herbstwind  aus vollen Backen bläst, wo sich die Dorfbewohner vor dem Virus verstecken und wo alles auf den Semesterabschluss wartet.

Herbsttage – spät im Jahr steigen die Temperaturen nur noch selten, um sich gegen den ankommenden Winter stemmen zu können. Der Wind fegt durch die Bäume und lässt kaum noch ein Blatt an ihren Ästen. Die Wolken hoch oben ziehen schnell von Süden nach Norden, als wollten sie dort mit dichtem Schnee beladen werden. Die Bewohner im Dorf haben ihre Rechen aus dem Geräteschuppen geholt, um die letzten Blätter zusammenzufegen, damit die Kinder in den großen, bunten Blätterberg springen können. Die ältere Generation macht es sich einfacher, indem sie mit dem Rasenmäher über das Blätterwerk fahren oder ihren Laubbläser anwerfen.

Nun sieht man noch besser, was der Derecho vor wenigen Wochen angerichtet hat. Ganze Bäume liegen umgefallen in den Waldstücken, manch starke Äste hängen verdreht von den Hauptstämmen herunter. Wochen hat es gedauert bis die gefallenen Bäume und Äste von den Gärten wegeräumt wurden. Und die Dorfbewohner zucken nur mit den Achseln, „Was soll man anderes machen“, sagen sie, „was weg muss, muss weg.“

Nur die Tierwelt scheint unbeindruckt von den Ereignissen der Saison. Ein Biber hat sich im Dorfsee eingefunden; vielleicht hat er die vielen umgefallenen Bäume als Ansporn gesehen, noch den einen oder anderen Baum zusätzlich abzunagen. Die Rehe halten sich geschützt im Hintergrund, denn sie wissen wohl, dass sich die Jäger alljährlich zum Jagdhornblasen zusammenfinden. Die Zugvögel schwirren an manchen Tagen hastig durch die Gegend, und auch ein Fuchs gesellt sich mittlerweile wieder zur fröhlichen Tierwelt.

Es ist ein ungewöhnliches Jahr, hier wie auch sonstwo. Sie verstecken sich in ihren Häusern, um dem Coronavirus aus dem Weg zu gehen. Schon hatte man geglaubt, dass die Krise überwunden sei, aber jetzt zucken die Dorfbewohner nur mit den Achseln. „Es kommt, wie es kommt“, sagen sie dann. Die Zeit, in der sich Nachbarn in den Hintergärten oder im nahegelegenem Park mit Freunden und Bekannten getroffen haben, ist vorbei – es ist unangenehm kühl geworden.

Auch wollen sie nicht mehr über politische Ereignisse sprechen. Die Entscheidung ist gefallen, es gibt einen Wechsel an der politischen Spitze. Sie atmen einmal tief durch und manche Dorfbewohner zucken nur mit den Achseln, andere jubeln vor dem Bildschirm. „Endlich Normalität in der Welt“, denken sie dann. Da scheint es wichtiger, auf die Dorfmannschaft zu schauen. Nach anfänglichen Schwiergkeiten haben die Footballspieler wohl ihren Rhythmus gefunden. Und auch der Coach hat sich wieder mit den Professoren versöhnt, nachdem er seine Drohung nicht wahrmachen konnte, den gesammten Kulturbetrieb einzustellen, da im ersten Footballspiel ja auch keine Zuschauer zugelassen wurden. Jetzt dürfen die Anhänger wieder ins Stadium, um sich dort mit dem Football und dem Virus auseinanderzusetzen, und auch das Theater wird wieder aufgeschlossen werden.

Der Campus scheint verlassen zu sein – nur wenige Professoren treffen sich noch mit ihren Studenten in den Seminarräumen; alles hat sich in den Cyberraum verzogen. Dort werden die Vorlesungen auf Video abgespeichert, und Studenten diskutieren online in ihren Diskussionsgruppen. Die Administration publiziert die jeweiligen Fallzahlen; nur acht Professoren sind bis jetzt betroffen, einige hundert Studenten befinden sich in Isolation oder Quarantäne. Die Professoren zucken nur mit den Achseln und sagen, „Durchhalten, durchhalten… die letzte Semesterwoche ist angebrochen.“

Es sind ungewöhnliche Zeiten, keiner weiß zu sagen, wie lange es noch so weitergehen wird. Sie zucken die Achseln, hier in der Prärie, wo der Herbstwind  aus vollen Backen bläst, wo sich die Dorfbewohner vor dem Virus verstecken und wo alles auf den Semesterabschluss wartet.